Nachfolgefinanzierung: Eine unüberwindbare Hürde?

6.12.2023

Ein erfolgreicher Unternehmensverkauf als eine Möglichkeit der Nachfolge basiert auf unterschiedlichsten finanziellen, faktischen und emotionalen Erfolgsfaktoren. Ein Thema, das in der Praxis immer wieder für Verunsicherung und Erklärungsbedarf sorgt, ist jenes der Finanzierung des Unternehmenskaufs – kurz: die Nachfolgefinanzierung. Nicht selten sind sich Nachfolger:innen ihrer vielseitigen Möglichkeiten in diesem Bereich nicht bewusst. Dies führt oft zu Verunsicherung über die Machbarkeit der Finanzierung. Gleichsam verlangt ein erfolgreicher Unternehmensverkauf, dass der oder die Übergebende auf Grundlage einer durchdachten Nachfolgeplanung die Basis für eine erfolgsversprechende Nachfolgefinanzierung legt.


Die Machbarkeit der Finanzierung innerhalb einer der Nachfolge scheint aus Sicht der Übernehmenden häufig eine der grössten Herausforderungen zu sein. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Übernehmenden häufig nur beschränkt über Eigenmittel verfügen. Diese Tatsache kombiniert mit dem fehlenden Wissen über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten führt dazu, dass ein Kaufpreis im ersten Moment als unerschwinglich erscheinen und somit von einem Kauf abschrecken kann.


Formen der Nachfolgefinanzierung

Es existieren verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, um für den Unternehmenskauf die benötigten finanziellen Mittel aufzubringen. Diese können in der Praxis einzeln, aber auch in Kombination angewandt werden. Grundsätzlich unterscheidet man bei der Nachfolgefinanzierung vier verschiedene Formen: 1) Eigenfinanzierung, 2) Fremdfinanzierung durch Dritte, 3) Fremdfinanzierung durch Unternehmer und 4) Innenfinanzierung.


  • Eigenfinanzierung: Die finanziellen Mittel werden bei dieser Finanzierungsform durch eigene Mittel des Übernehmenden, in Form von angesparten Guthaben und dem Einsatz von Vorsorgegeldern oder Erbvorbezügen bereitgestellt. Diese Form der Finanzierung erfolgt aus Sicht des Übernehmers steuerlich neutral und hat den Vorteil, dass keine Abhängigkeit von externen Geldgebern entsteht. Da die Käufer in der Praxis oftmals nur über beschränkte Eigenmittel verfügen, ist diese Form der Finanzierung meist in Kombination mit einer anderen anzutreffen.


  • Fremdfinanzierung durch Dritte: Das Kapital wird hierbei durch Drittparteien wie Banken in Form von Darlehen, Hypotheken oder Obligationen zur Verfügung gestellt. In diesem Fall sind sowohl Schulden als auch entsprechende Zinszahlungen steuerlich absetzbar. Des Weiteren besteht die Chance, einen positiven Leverage-Effekt (Hebeleffekt) zu erreichen, sofern die Unternehmensrendite die Höhe der fälligen Zinsen übersteigt. Im Gegenzug stehen durch die anfallenden Zinszahlungen weniger finanzielle Mittel für Investitionen zur Verfügung. Die Faustregel in diesem Zusammenhang lautet: Der Fremdfinanzierungsbetrag durch Dritte sollte innerhalb von fünf bis sechs Jahren über den erwirtschafteten Gewinnanteil amortisiert sein. Hat man sich auf einen Kaufpreis geeinigt, finanzieren Banken je nach Tragfähigkeit des Käufers und Ertragskraft des Unternehmens rund 60 bis 75 Prozent des Kaufpreises, mit Kreditlaufzeiten von fünf bis sieben Jahren.

  • Fremdfinanzierung durch Unternehmer: Bei dieser Form der Nachfolgefinanzierung werden die benötigten finanziellen Mittel in Form eines Verkäuferdarlehens oder eines stufenweisen Verkaufs vom Übergebenden an den Käufer bzw. die Käuferin gegeben. Sofern der Kauferlös nicht erfolgsabhängig gestaltet wurde, kann auch hier von einer geringeren Steuerbelastung profitiert werden. Diese Art der Finanzierung hat den Vorteil, dass der Übernehmende meist von günstigeren Finanzierungskonditionen (z.B. tieferen Zinsen) profitiert. Gleichzeitig birgt das vorübergehend weiter bestehende Mitspracherecht der aktuellen Inhaber:innen Konfliktpotenzial in Fragen der Unternehmensführung. Zudem sind nicht alle Übergebenden bereit, sich finanziell nochmals über eine längere Zeit zu verpflichten, da sie den Verkaufserlös bspw. für Vorsorgezwecke nutzen möchten.

  • Innenfinanzierung: Bei der vierten Finanzierungsoption stammen die Mittel aus dem zu übergebenden Unternehmen. Dies kann in Form von entsprechenden Darlehen, (Substanz-)Dividenden und Kapitalherabsetzungen geschehen. Insbesondere die ersten beiden Finanzmittel verlangen dabei eine detaillierte Ausgestaltung. Denn sobald Aktien, Stammanteile oder Genossenschaftsanteile verkauft werden und der Kaufpreis bei Übertragung nicht vollständig bezahlt wird, besteht die Gefahr einer indirekten Teilliquidation und damit ein Steuerrisiko für Verkäufer:innen. Vorteil dieser Finanzierungsform ist, dass die Übernahme bereits vorgängig aus der Unternehmung heraus finanziert werden kann.

In der Praxis erfolgt die Nachfolgefinanzierung meist durch eine Kombination von Eigen- und Drittmitteln. Über alle Transaktionen hinweg werden 40 bis 50 Prozent durch Fremdmittel wie beispielsweise Darlehen, 20 bis 40 Prozent aus Eigenmitteln und weitere 20 bis 30 Prozent aus einer Mischung der beiden Finanzierungsformen bewerkstelligt.


Vorausschauende Planung der Übergebenden zentral

Eine reibungslose Nachfolgefinanzierung ist auch im grundlegenden Interesse der Verkäufer:innen selbst. Den Inhaber:innen einer Firma geht es nebst dem finanziellen Aspekt bei einem Unternehmensverkauf auch darum, das eigene Unternehmen in guten Händen zu wissen. Damit der Nachfolger die Möglichkeit hat, die Firma finanziell gesund in die Zukunft zu lenken, braucht es Lösungen, die für alle Parteien passen. So ist es die Aufgabe der Übergebenden, die Übergabe vorausschauend zu planen, damit die entsprechende Finanzierung nicht unnötig verteuert wird. Zu diesem Aspekt gehört auch das Anbieten von flexiblen Zahlungsmodalitäten oder das Gewähren eines Verkäuferdarlehens. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Befreiung des Unternehmens von unnötiger Substanz wie bspw. stille Reserven. Dabei sollte die Unternehmensbilanz so weit verschlankt werden, dass nicht betriebsnotwendige Vermögenswerte (z.B. überschüssige flüssige Mittel in Form von privaten Entschädigungen wie Löhne und Dividenden, die aus Steuergründen im Unternehmen behalten wurden) herausgenommen werden. Wenn diese Mittel bspw. als Sonderdividende ausgezahlt werden, lassen sich für den Übergebenden hierbei auch Steuervorteile erzielen.


Exkurs: Zwei verschiedene Arten der Transaktion

Beim Unternehmenskauf bzw. -verkauf unterscheidet man grundsätzlich zwischen einem Asset Deal und einem Share Deal. Beim Asset Deal werden (einzelne) Vermögensgegenstände auf Aktiv- und/oder Passivseite übertragen. Währenddessen sind es beim Share Deal Gesellschaftsanteile, die je nach Rechtsform als Stammanteile (GmbH) oder Aktien (AG) übertragen werden. In der Praxis findet – sofern durchführbar – meist ein Share Deal statt, da dieser sowohl für Übergebende als auch Übernehmende aus steuerlicher und auch administrativer Perspektive am meisten Vorteile mit sich bringt.


Unterstützung im Nachfolgeprozess und bei der Finanzierung

Im Rahmen unserer ganzheitlichen Nachfolgeberatung bringen wir sowohl Nachfolger:innen, Übergebende wie auch Banken an einen Tisch, um die optimale Form der Nachfolgefinanzierung zu finden. Wir beraten Sie bei der Finanzierung im Rahmen einer Unternehmensübernahme und zeigen Ihnen die für Sie passendste Lösung auf.


Quellen

Aeberli, U. (2022). So gelingt die Nachfolgefinanzierung im KMU. Migros Bank. Link.


Facincani, N. (2022). Asset Deal vs. Share Deal: Der ideale Ablauf der Übernahme. WEKA Business Media AG. Link.


KMU-Portal für kleine und mittlere Unternehmen. (2020). Die Grundlagen der Nachfolgefinanzierung. Link.


Sonderegger, C. (2020). Raiffeisen Nachfolgestudie - Die persönliche Perspektive. Link.


Kontakt

Dr. Andreas Schmid
E-Mail: schmid@schmidundpartner.com
Telefon: +41 (0)44 312 12 00


Nachfolge & Verkauf: Der Fokus bei einer Unternehmensübergabe liegt oft auf fachtechnischen Themen wie Rechts- und Steuerfragen. Fundamentale Fragen rund um die Familie und deren Bedürfnisse geraten häufig in den Hintergrund. Genau hier setzen wir bei Schmid + Partner an, damit das Thema Unternehmensnachfolge, keinen bitteren Nachgeschmack in Ihrer Familie hinterlässt. Im Rahmen unserer Nachfolgemandate sind wir zudem regelmässig interessiert an potenziellen Käufern von Firmen.

In der Praxis erfolgt die Nachfolgefinanzierung meist durch eine Kombination von Eigen- und Drittmitteln. Über alle Transaktionen hinweg werden 40 bis 50 Prozent durch Fremdmittel wie beispielsweise Darlehen, 20 bis 40 Prozent aus Eigenmitteln und weitere 20 bis 30 Prozent aus einer Mischung der beiden Finanzierungsformen bewerkstelligt.


Vorausschauende Planung der Übergebenden zentral

Eine reibungslose Nachfolgefinanzierung ist auch im grundlegenden Interesse der Verkäufer:innen selbst. Den Inhaber:innen einer Firma geht es nebst dem finanziellen Aspekt bei einem Unternehmensverkauf auch darum, das eigene Unternehmen in guten Händen zu wissen. Damit der Nachfolger die Möglichkeit hat, die Firma finanziell gesund in die Zukunft zu lenken, braucht es Lösungen, die für alle Parteien passen. So ist es die Aufgabe der Übergebenden, die Übergabe vorausschauend zu planen, damit die entsprechende Finanzierung nicht unnötig verteuert wird. Zu diesem Aspekt gehört auch das Anbieten von flexiblen Zahlungsmodalitäten oder das Gewähren eines Verkäuferdarlehens. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Befreiung des Unternehmens von unnötiger Substanz wie bspw. stille Reserven. Dabei sollte die Unternehmensbilanz so weit verschlankt werden, dass nicht betriebsnotwendige Vermögenswerte (z.B. überschüssige flüssige Mittel in Form von privaten Entschädigungen wie Löhne und Dividenden, die aus Steuergründen im Unternehmen behalten wurden) herausgenommen werden. Wenn diese Mittel bspw. als Sonderdividende ausgezahlt werden, lassen sich für den Übergebenden hierbei auch Steuervorteile erzielen.


Exkurs: Zwei verschiedene Arten der Transaktion

Beim Unternehmenskauf bzw. -verkauf unterscheidet man grundsätzlich zwischen einem Asset Deal und einem Share Deal. Beim Asset Deal werden (einzelne) Vermögensgegenstände auf Aktiv- und/oder Passivseite übertragen. Währenddessen sind es beim Share Deal Gesellschaftsanteile, die je nach Rechtsform als Stammanteile (GmbH) oder Aktien (AG) übertragen werden. In der Praxis findet – sofern durchführbar – meist ein Share Deal statt, da dieser sowohl für Übergebende als auch Übernehmende aus steuerlicher und auch administrativer Perspektive am meisten Vorteile mit sich bringt.


Unterstützung im Nachfolgeprozess und bei der Finanzierung

Im Rahmen unserer ganzheitlichen Nachfolgeberatung bringen wir sowohl Nachfolger:innen, Übergebende wie auch Banken an einen Tisch, um die optimale Form der Nachfolgefinanzierung zu finden. Wir beraten Sie bei der Finanzierung im Rahmen einer Unternehmensübernahme und zeigen Ihnen die für Sie passendste Lösung auf.


Quellen

Aeberli, U. (2022). So gelingt die Nachfolgefinanzierung im KMU. Migros Bank. Link.


Facincani, N. (2022). Asset Deal vs. Share Deal: Der ideale Ablauf der Übernahme. WEKA Business Media AG. Link.


KMU-Portal für kleine und mittlere Unternehmen. (2020). Die Grundlagen der Nachfolgefinanzierung. Link.


Sonderegger, C. (2020). Raiffeisen Nachfolgestudie - Die persönliche Perspektive. Link.


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